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AKTUELLES
stadt Remscheid zu werden. Das allein wäre erstaunlich genug. Und
wird nur davon übertroffen, dass Fred Schulz nach seinem Rückzug aus
der Politik den Geschäftsführerposten der KH Remscheid erneut über
nahm — wofür ihm die Beteiligten bis heute dankbar sind!
Während seiner Zeit als Oberbürgermeister, aber auch in den Jahren
danach, hat Fred Schulz in dieser Stadt viel Positives vorangebracht.
Dabei könnte es eine wichtige Rolle gespielt haben, dass er als erster
„direkt gewählter“ Oberbürgermeister zugleich auch „Chef der Verwal
tung“ wurde. Und dem Vernehmen nach hat er von dem damit verbun
denen Durchgriffsrecht auch Gebrauch gemacht.
Er hat offensiv seine Ideen zum Wohl seiner Stadt in die Verwaltung ge
bracht, hat Dienststellen konzentriert und auf diese Weise das Dienst
leistungsangebot nachhaltig verbessert. Auch hat er die Stadt in ihren
Strukturen verändert. Hat Vorschläge unterbreitet. Und hat dann zu
sammen mit dem Rat Entscheidungen getroffen.
HWKPräsident Andreas Ehlert bei seiner Darunter waren auch solche, die ihm nicht nur Freunde eingetragen
Laudatio auf Fred Schulz im Teo Otto Theater haben. Ich erinnere hier beispielsweise nur einmal an den Verkauf des
Klinikums oder auch an die Teilprivatisierung der Stadtwerke. Und, ganz
wichtig: Fred Schulz hat „die Wirtschaft“ mit an den Tisch geholt. So
Lassen Sie mich mit einem persönlichen Erlebnis beginnen: Als ich 2014 hat er eine enge Zusammenarbeit mit den „Wirtschaftsjunioren“ ge
zum Präsidenten der Handwerkskammer Düsseldorf gewählt wurde, pflegt, hat für alle Remscheider Stadtbezirke erstmals „Marketingräte“
war das natürlich eine große Herausforderung: ein neues Amt mit vie sowie auch einen „Gesamtmarketingrat“ für das gesamte Stadtgebiet
len neuen Aufgaben. Ich tat das, was vermutlich die meisten Menschen gegründet. Damit eröffnete sich den Vereinen, den Institutionen, aber
tun, die in eine neue Funktion kommen: ich versuchte, „mich zu orien eben auch den Einzelhändlern die Möglichkeit, sich, zusammen mit der
tieren“. Was nichts anderes hieß, als möglichst rasch einschlägige In Politik, „aktiv“ bei der Gestaltung und Entwicklung der einzelnen Stadt
formationen einzuholen: Welche Sachfragen haben Priorität? Und teile einzubringen. Und wissen Sie, was dabei typisch war: Dass Fred
welche sind zunächst einmal eher nachrangig? Und was für Sachfragen Schulz zumindest in der Startphase den Vorsitz all dieser Marketingräte
gilt, gilt ähnlich für Personen: Wer sitzt wo? Wer ist wichtig? Und mit innehatte. Damals wie heute gilt: Der Mann will wissen und mitbestim
wem muss man sprechen, wenn man Dinge vorantreiben will? men, in welche Richtung eine Sache läuft!
Nun zählen zu unserem Kammerbezirk vier große Regionen: der Linke Das war der Startschuss für ganz viele Projekte, kleine wie große. Das
Niederrhein, Teile des Ruhrgebietes, der Raum Düsseldorf einschließ vermutlich bekannteste davon war „PUR –Projekt Unternehmen Rem
lich Neuss und Mettmann, und natürlich auch das Bergische Land. Und scheid“. Ein Großprojekt, das Leben, Managen, Arbeiten und Integra
als ich bei meiner „Orientierungsreise“ im Bergischen Land angelangt tion zusammenbrachte. Und das viele wichtige Akteure aus Politik,
war, stieß ich immer wieder auf einen Namen, der sich nicht überhören Wirtschaft, Gesellschaft und Verwaltung zusammenführte. So stelle ich
ließ. Da gebe es bei der Kreishandwerkerschaft Remscheid einen Ge mir im Idealfall eine „Stadtgesellschaft“ vor. Das war damals zumindest
schäftsführer. Mit Namen Fred Schulz. Und weiter: Wenn ich in Rem ein großer Schritt dahin – und Fred Schulz hatte großen Anteil daran!
scheid und Umgebung für das Handwerk etwas erreichen wolle, dann Mit diesen verschiedenen Initiativen verbunden ist auch eine be
müsse ich mit Fred Schulz sprechen! stimmte Auffassung von Bürgergesellschaft und kommunaler Selbstver
waltung. Die historisch gesehen wiederum auf der wirtschaftlichen
Das hat mich natürlich neugierig gemacht. Eine Neugierde, die sich Selbstverwaltung basiert.
noch verstärkte, als ich von der interessanten Biographie von Herrn
Schulz erfuhr: ein Mann, der mit 34 Jahren zum Geschäftsführer der Handwerk und Handwerksorganisation sind ohne wirtschaftliche
Kreishandwerkerschaft Remscheid berufen wird, dieses Amt dann gut Selbstverwaltung weder denkbar noch lebensfähig. Sie ist die Basis un
ein Jahrzehnt lang ausübt, um dann Oberbürgermeister seiner Heimat seres alltäglichen Handelns. Wirtschaftliche und kommunale Selbstver
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